Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen vergibt jährlich fünf Residenzstipendien an sächsische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Polen, Ungarn, der Slowakei und der Tschechischen Republik. Ziel des Stipendienprogramms ist es, den gedanklichen und literarischen Austausch mit den osteuropäischen Nachbarn dauerhaft fortzuführen und den Dialog mit den beteiligten Partnereinrichtungen zu pflegen.

Programmprofil

Gastgeber und Partner für die je zweimonatigen Residenzstipendien sind das Gerhart-Hauptmann-Haus in Jagniatków und das Edith-Stein-Haus in Wrocław in Polen, das Prager Literaturhaus in der Tschechischen Republik, VerArtis im ungarischen Pécs und die At-Home-Gallery in Šamorín in der Slowakei. Alle Orte sind durch ihre besondere Geschichte mit dem Freistaat Sachsen verbunden und beteiligen sich auf literarischem Wege am internationalen kulturellen Dialog. Während des zweimonatigen Aufenthalts erhalten die Stipendiatinnen und Stipendiaten durch die Kulturstiftung eine monatliche Förderung in Höhe von 1.500 Euro. Daneben werden ihnen kostenlos ein Arbeits- und Wohnort zur Verfügung gestellt und die einmaligen Reisekosten für Hin- und Rückfahrt erstattet.

Die Antragstellung für die Arbeitsaufenthalte in Osteuropa erfolgt über das allgemeine Stipendienantragsverfahren mit dem Antragsschluss 1. Juli für ein Stipendium im Folgejahr. Alle Informationen zur Antragstellung können hier nachgelesen werden.

Die Aufenthaltsorte

Gerhart-Hauptmann-Haus in Jagniatków, Polen

Erbaut wurde die Villa im Riesengebirge im Stil der Neorenaissance nach einem Entwurf des Berliner Architekten Hans Grisebach. Gerhart Hauptmann war am Bau selbst beteiligt und lebte von 1901 bis zu seinem Tod im Jahr 1946 hier. Das Haus diente ihm als Ort der Arbeit, des Rückzugs und der Erholung. Zugleich war das Haus Treffpunkt für Künstler/innen, Schriftsteller/innen und Politiker/innen.

Das Gerhart-Hauptmann-Haus in Jagniatków, Polen (ehemals Agneten­dorf) ist nach seiner Renovierung im Jahr 2001 wieder zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum in der Region geworden. Als Museum widmet sich das Haus der Sammlung, Bewahrung und Erschließung der Literatur von und über Gerhart Hauptmann. Zudem beschäftigt es sich mit der Literatur und der Geschichte Niederschlesiens. Die wissen­schaftliche Abteilung des Hauses unterstützt den Austausch zwischen den Kulturschaffen­den der Dreiländer- Euroregion Neiße. Das Haus präsentiert eine Dauerausstellung über Gerhart Hauptmann sowie wechselnde Son­derausstel­lungen und arbeitet bei Veranstaltungen mit anderen Partnern, z.B. dem Germanis­tischen Institut der Universität Wroclaw, dem Edith-Stein-Haus in Wroclaw oder weiteren Museen des Verbundes der Gerhart-Hauptmann-Häuser zusammen. Der Arbeitsaufenthalt findet jeweils im Mai und Juni statt.

www.muzeum-dgh.pl

Edith-Stein-Haus in Wroclaw, Polen

Das Edith-Stein-Haus in Wroclaw, Polen (ehemals Breslau) veranstal­tet Ausstellungen, Lesungen und Diskussionen zur Literatur in transnationaler Perspektive. Ziele der Trägergesellschaft sind die Schaffung eines Erin­nerungsortes an Edith Stein und der Aufbau eines Zent­rums für den kulturellen Di­alog in ihrem Familienhaus. Die Schwerpunkte der Arbeit bilden die Auseinandersetzung mit dem Leben und dem intellektuellen Werk der Philosophin Edith Stein, die Förderung der deutsch-polnischen Versöhnung und der christlich-jüdischen Verständi­gung sowie die Unterstützung des Aufbaus von zivilgesellschaftlichen Strukturen in Polen. Beispiele für aktuelle Projekte im Haus sind das Sommercamp „Jüdische Spuren in Wroclaw”, das internationale Seminar „Der Horizont 89” und die Dauerausstellungen „Die weiße Rose” und „Annäherung”. Auch literarische Begegnungen spielen im Jahresprogramm eine wichtig Rolle. Hier sind „Transitraum Deutsch” und das „Deutsch-Polnische Literaturwochenende” zu nennen. Der Arbeitsaufenthalt findet jeweils im Mai und Juni statt.

www.edytastein.org.pl

Prager Literaturhaus in der Tschechischen Republik

Das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren versteht sich als Treffpunkt für Literatur in der Tradition des einst so berühmten „Prager Kreises“ um Franz Kafka, Max Brod und Egon Erwin Kisch. Gegründet wurde das Haus im Jahr 2004.
Es bietet ein Forum für aktuelle literarische Themen, Diskussionsrunden und Lesungen für ein breites Publikum. Der Besuch internationaler Gäste soll das multikulturelle Erbe Prags beleben. Ein weiteres Anliegen ist es, der Prager Öffentlichkeit die deutschsprachigen Autorinnen und Autoren vorzustellen, die auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gelebt und gewirkt haben. Mit der Bibliothek des Prager Literaturhauses steht den Gästen des Hauses die vollständigste Sammlung „Prager deutsche Literatur“ der Tschechischen Republik mit über 2.000 Bänden zur Verfügung. Jedes Jahr werden tschechische und internationale Autorinnen und Autoren zur gemeinsamen Arbeit in das Literaturhaus eingeladen. Der Arbeitsaufenthalt findet jeweils im Mai und Juni statt.

www.prager-literaturhaus.com

At Home Gallery in Šamorín, Slowakei

Als Haus für Künstlerinnen und Künstler im Jahr 2000 gegründet, hat sich die At Home Gallery in Šamorín in der Slowakei der Entdeckung und Präsentation von zeitgenössischer internationaler Kunst der verschiedensten Sparten verschrieben, die nicht selten die ungewöhnliche Geschichte der benachbarten Synagoge reflektieren. Diese wird seit 1996 als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Die At Home Gallery lädt einheimische und internationale Künstlerinnen und Künstler zu Residenzaufenthalten ein und veranstaltet zudem grenz- und spartenübergreifende Workshops und Symposien. Der Arbeitsaufenthalt findet jeweils im Mai und Juni statt. Auf das Residenzstipendium an der At-Home-Gallery können sich ab 2023 auch Künstlerinnen und Künstler der Sparten Bildende Kunst und Film bewerben.

www.athomegallery.org

Literaturprogramm Pécs in Ungarn

Das Pécser Literaturprogramm wurde 2007 durch VerArtis als Beitrag für die Feierlichkeiten der Kulturhauptstadt Europas 2010 entwickelt. Der gemeinnützige Verein VerArtis organsiert vielfältige Kunst- und Kulturveranstaltungen in Pécs. Der Stipendienplatz beinhaltet eine komplett ein­gerichtete Wohnung (40 qm, Küche, Bad, Wohnzimmer inkl. TV und Internet) im malerischen Zentrum der Stadt. Der Aufenthalt soll jeweils im September und Oktober stattfin­den. Im Rahmen des Stipendiums wird durch VerArtis eine öffentliche Lesung veranstaltet.

www.facebook.com/Pécsi-Íróprogram

Weitere Residenzstipendien der Kulturstiftung